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Wie ein Zuhause

Erweitertes Betriebsgebäude der Ötztaler Verkehrsgesellschaft

  • Der neue Verwaltungstrakt der ÖVG versteht sich als Aufstockung des Werkstättenteils des bestehenden Betriebsgebäudes im Gewerbegebiet der Gemeinde Sölden. Direkt an der B186. (Fotos: Watzek-Photografie)

    Der neue Verwaltungstrakt der ÖVG versteht sich als Aufstockung des Werkstättenteils des bestehenden Betriebsgebäudes im Gewerbegebiet der Gemeinde Sölden. Direkt an der B186. (Fotos: Watzek-Photografie)

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(mek) Die Ötztaler Verkehrsgesellschaft (ÖVG) hat bei ihrem jüngsten Projekt jede Menge Weitblick für energieeffizientes Bauen bewiesen: Im September 2016 fand die Eröffnung des erweiterten Betriebsgebäudes statt. Der aus dem Jahr 1996 stammende Werkstättentrakt wurde aufgestockt, zudem entstanden ein neuer Büro- und Verwaltungsteil sowie Unterkünfte für Mitarbeiter. Technisch äußerst anspruchsvoll, fiel die Wahl auf Holzbauweise mit Passivhauskomponenten. Ein Spaziergang durch die „Ötztaler Welten“.

Die Erweiterung umfasste einerseits die Unterbringung der Verwaltung des Betriebes – Büroräumlichkeiten inklusive Büro für die Geschäftsführung, einen Bereich für den Vorstand (Sitzungszimmer), Nebenräume wie WCs, Technik oder Teeküche sowie einen großzügigen Foyerbereich. Andererseits einen Trakt mit sieben Mitarbeiterapartments für Buslenker, zoniert durch einen Lichthof: Die „Ötzaler Welten“ – mit glitzerndem Gesteinsmaterial aus den Moränenfeldern der weltbekannten Ötztaler Ferner.
 

Spannung zwischen innen und außen
Die „Ötztaler Welten“ verstehen sich im doppeltem Sinne: Zum einen als „Schaltzentrale“ – Herz und Hirn – des Ötztalers, also der „inneren Welt“ des Busunternehmens und zum anderen als kleines Modell oder Abbild der realen Ötztaler Welt. „Im Besonderen der berühmten Ötztaler Gletscher im Inneren, welche die Ötztaler Busse als Botschafter in die Welt hinaustragen. Im umgekehrten Sinne bringt das Unternehmen die Welt, sprich die Gäste, in diese ganz besondere und unbeschreiblich schöne Welt, um sich an dieser Schönheit des Ötztals zu erfreuen und dadurch zu erholen“, philosophiert Planer Stefan Schrott aus Stams.
Von einem weniger philosophischen Standpunkt aus betrachtet, soll speziell der Lichthof an Hochgebirgsregionen des Ötztales erinnern, um als Ort oder Raum mit einer ganz besonderen Atmosphäre sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter zum erhöhten Wohlbefinden beizutragen.

Stolz bei der ÖVG
Dass dieses Ziel voll und ganz erreicht wurde, bestätigt ÖVG-Geschäftsführer Franz Sailer. „Wir sind sehr stolz auf unser neues Betriebsgebäude, in dem sich wunderbar arbeiten lässt. Wir haben modernen Wohnraum gewonnen – fast wie ein Zuhause.“ Speziell der Innenhof mit dem fantastischen Ausblick werde von der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr gut angenommen. Überhaupt werde das Arbeitsklima äußerst positiv beeinflusst. Eine kurze Eingewöhnungsphase habe zwar ein wenig Geduld bei den Feineinstellungen der Haustechnik erfordert, laut Sailer jedoch ein „normaler Prozess“, wenn ein technisch derart hochwertiges Gebäude bezogen wird. Auch die ÖVG-Buslenker in den neu entstandenen Wohnungen genießen hohen Wohnkomfort. Kunden nehmen das Raumklima ebenso positiv wahr.
 

Höchste Energieeffizienz
An Herausforderungen hat es bei diesem Projekt jedenfalls nicht gemangelt. Zum einen lagen sie in der Statik, war doch das Bestandsgebäude nicht für eine Aufstockung ausgelegt. Die bauliche Antwort lieferte die Zusammenarbeit mit Spezialisten für Holzbau, Statik, Haustechnik sowie Bau-Projektmanagement. Der Holzbau konnte gleichzeitig einen Wunsch des Auftraggebers erfüllen. Nämlich die Berücksichtigung ökologischer Aspekte, Rückbau und Entsorgung. Überhaupt erforderte die kurze Bauzeit, bedingt durch den Saisonbetrieb, optimale Planung und Abstimmung. Das gesamte Gebäude ist mit Passivhauskomponenten ausgestattet, erreicht aber rein rechnerisch den Passivhausstandard nicht. Hermann Glatzl, Geschäftsführer Glatzl Holzbauprojekte, erklärt: „Das Gebäude kann nicht als reines Passivhaus darstellt werden, die örtliche Lage des Gebäudes lässt dies nicht zu. Ebenso wie die unzureichende Kompaktheit, also die Trennung durch den hochwertigen Lichthof.“ Dennoch verfügt das gesamte Gebäude über hochwertige Haustechnik und eine ebensolche Planung der Gebäudehülle.

Da ist auch etwas ganz Besonderes in der Architektur, das mich fasziniert. – Die Spannung zwischen innen und außen. – Finde ich unglaublich gut. Also, dass wir in der Architektur ein Stück aus der Welt-kugel herausnehmen und in eine kleine Kiste bauen. Und plötzlich gibt es ein Innen und ein Außen. Drinnen sein, draußen sein. Fantastisch.

Aus Atmosphären, Peter Zumthor, Birkhäuser – Verlag für Architektur

Foto: Ötztaler

ÖVG-Geschäftsführer Franz Sailer berichtet von wunderbarem Arbeitsklima im neuen Betriebs-gebäude: „Unser neues Gebäude wird auch ‚Schloss der ÖVG‘ genannt. Damit können wir leben.“

Fakten

Baujahr: 2016, Bauzeit: 6 Monate, Spatenstich: 4. April 2016, Einzug: Ende September 2016
Nutzfläche: 688,60m2 (inkl. Lichthof), Anzahl der Bewohner: 7 (Mitarbeiterwohnungen); Mitarbeiter Verwaltung insg. 7

Heizwärmebedarf: 19 kWh/m2a, Heizsystem: Wärmepumpe (Luft)

Wärmeverteilung: Deckenheiz- und Kühlsystem, Komfortlüftung: getrennt in allen Bereichen

Blower-Door Ergebnis: n50 Wert = 0,53/h für das gesamte Gebäude

Fassade: Lärchenschindel vorbehandelt (Schnellvergrauer)

Bauweise: Holz (BSP, teilw. Hohlkastenelemente)

Regenerative Energie: Luft-Wärmepumpe bis Bivalenzpunkt zwischen 0° bis -5° Celsius

PLANENDE GEWERKE

Entwurfs- und Eingabeplanung, Polier- und Detailplanung:
Stefan Schrott u. Judith Schöffthaler

www.stefanschrott.at

Holzbauplanung, Bauleitung, Bauphysik:
Glatzl Holzbauprojekte KG

www.holzbauprojekte.at

Planung der Haustechnik:
Ing.büro RUETZ
Installationstechnik-Planung E.U.

www.ib-ruetz.at

 

Bauphysik, Planung Statik:
FS1 Fiedler Stöffler
Ziviltechniker GmbH

www.fs1-gmbh.at