Fachkommentare

Dipl.-Ing. (FH) Dieter Herz
Herz & Lang GmbH
Zertifizierter Passivhausplaner

Das Passivhaus-Projektierungs-Paket (PHPP)

Hinter der sperrigen Abkürzung PHPP steckt der einzig wahre Schlüssel für alle Passivhaus- Planer. Das Passivhaus-Projektierungs-Paket (PHPP) ist ein spezielles Rechenverfahren zur Ermittlung der Energiekennwerte eines Gebäudes. Dabei werden alle für das Passivhaus relevanten Daten erhoben, bis hin zu den kleinsten Faktoren wie Anzahl der Bewohner, Warmwasserverbrauch, Energieverbrauch von Elektrogeräten und unzähliges mehr.

"Nur ein PHPP-berechnetes Passivhaus ist wirklich ein qualitätsvolles Passivhaus.", verweist Fachplaner Dieter Herz, Herz&Lang GmbH, auf ein österreichisches Problem. "In Österreich wird zumeist auf die Zertifizierung verzichtet und damit haben weder Planer noch Bauherr die Sicherheit, dass die planerische Qualität gewährleistet ist. Wenn ein Gebäude über die Lüftung beheizt werden soll, dann müssen die PHPP-Werte eingehalten werden, damit das Ganze funktioniert."

Zudem wird in Österreich noch nach Heizwärmebedarf (HWB) berechnet und das ist für Passivhäuser falsch. "Würde korrekt nach PHPP berechnet, würden rund 80 Prozent aller, bisher als Passivhaus bezeichneten Gebäude, die Kriterien nicht erfüllen", schätzt Herz. "Rund 1200 Euro betragen die Kosten für die Zertifizierung eines Einfamilienhauses, ein Betrag der in keinem Verhältnis zu mangelnder Qualität und Nutzungseinschränkungen des Passivhauses steht.", warnt Herz auch davor Passivhäuser "schön" zu rechnen.

Hermann Glatzl
Glatzl Holzbauprojekte KG

Holzbau im mehrgeschoßigen Wohnbau

Tirol ist ein weit über die Grenzen hinaus traditionell bekanntes Holzland, in dem das Wissen und das Verständnis im Umgang mit Holz seit jeher weit verbreitet ist - Holz ist grundsätzlich ein positiv bewerteter Begriff. Unverständlicherweise wird das moderne Bauen mit Holz immer noch stiefmütterlich behandelt. Um dem Holzbau in größeren Dimensionen, wie beispielsweise im mehrgeschoßigen Wohnbau, auch von öffentlicher Seite mehr Chancen und Möglichkeiten einzuräumen, bräuchte es dringend strategisch gut durchdachte Anreize und Vorgaben. Einzelne Leuchtturmprojekte zeigen immer wieder, was der Holzbau kann und wo seine großen Stärken liegen. Ein umfassend ökologisches Denken abseits von reinen Dämmstärken und vor allem standardisierte Aufbauten wären dringend notwendig.

Mehrgeschoßiger Wohnbau in Holz benötigt unbedingt ein erfahrenes Planungsteam, eine vorausschauende Projekt-Steuerung und eine qualitativ hochwertige Ausführung. Ein Wunsch an die Bundesinnung wäre, das vorhandene Wissen zu bündeln, auf eine neutrale Basis zu stellen und der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Auf der Info-Datenbank „dataholz.com“ kann man sich beispielsweise als Planer und Interessierter viele wertvolle Informationen zum Thema Holzbau holen.

Die Vorteile des Holzbaues liegen auf der Hand: die vollständige Vorfertigung der Wandelemente im Werk erlaubt eine kurze, saubere, lärmarme Bauphase, das fertige Objekt verspricht seinen Bewohnern höchsten Wohnkomfort und eine gesunde Lebensqualität. Wenn man bedenkt, dass sich die Kosten für ein gebautes Objekt im Zuge seiner Lebensdauer nur zu etwa 20% für die Herstellung und zu etwa 80% für die Erhaltung und Entsorgung belaufen, spricht diese Tatsache eindeutig für den verstärkten Einsatz von Holz im Bauwesen. Belässt man das Material Holz möglichst naturnah, erkennt man dessen Qualitäten am besten und es entstehen bei weiterer Verwendung praktisch keine Rückstände.

Die Vorfertigung im Holzbau ist schon sehr weit, um die Gratwanderung zwischen individuellem Design und den Kostendruck noch besser in den Griff zu bekommen, wird man in Zukunft an einfacheren Aufbauten und weniger Materialmix arbeiten müssen. Auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Planern und Ausführenden wäre sinnvoll.

Roland Sponring
Fliesenlegermeister und Inhaber von „Profikeramik Sponring“ in Kolsass

Hochwertige Fliesen benötigen eine qualitätsvolle Verlegung

Denkt man an moderne, elegante verflieste Flächen, stehen naturgemäß die Optik und Beschaffenheit der Oberflächen im Vordergrund. Welch aufwendige Arbeit in der Erstellung des optimalen Untergrundes steckt, ist meist nur Fachleuten bekannt. Die immer größer werdenden Formate oder etwa die professionelle Anbringung an verschiedensten Untergründen sind Faktoren, welche die Verlegung zu einer echten Herausforderung machen, die einzig erfahrene Fachleute bewerkstelligen können.
Für eine exakte Bearbeitung und Verlegung benötigen Fachbetriebe spezielle Maschinen, für die Montage und Verlegung der großen Elemente ein speziell geschultes und eingespieltes Team.
Rektifizierte keramische Platten werden nach der Herstellung zusätzlich an den Kanten auf ein genaues Maß mit Laser geschnitten und geschliffen, so dass die Seitenflächen in einem 90° Winkel exakt zueinander stehen und die Flächen planeben sind. Dadurch entstehen auch die großen Preisunterschiede. Diese Fliesen sind besonders maßhaltig und erlauben eine Verlegung mit schmalen Fugen, welche die fertigen Flächen wie „aus einem Guss“ erscheinen lassen.
Auch die beste Fugenmasse kann mit der Zeit brüchig werden. Die richtige Reinigung mit passenden Reinigungsmitteln spielt hier eine große Rolle. Trennwände bei modernen Innenausbauten sind oft nicht mehr aus massiven Ziegeln, sondern aus Porenbeton und Gipskartonplatten. Diese Baustoffe dehnen sich material- und temperaturbedingt mehr oder weniger aus und zwischen Fliesenbelag und tragendem Baustoff kann es zu Dehnrissen kommen. Weder Fliese noch Fugenmasse können diese Beanspruchung auf Dauer standhalten. Zunächst entstehen feine Haarrisse, in welche Feuchtigkeit eindringen kann und das darunter liegende Bauwerk angreift. Ist der Untergrund einmal durchfeuchtet, bewegt sich das Material stärker und das Eindringen von Feuchtigkeit setzt sich fort. Um dieses Problem zu unterbinden, müssen bestimmte Fugen mit Silikon geschlossen werden. Diese Fugen sind sogenannte „Wartungsfugen“, die regelmäßig erneuert gehören.
Am Untergrund muss vor Aufbringen des Fliesenklebers eine Verbundabdichtung aufgetragen werden. Dies gilt für alle Flächen im Innen- und Außenbereich, welche einer Feuchtigkeitsbelastung ausgesetzt sind. Nicht zu verwechseln mit der Bauwerksabdichtung! Bei der Abdichtung dieser Flächen helfen heute vorkonfektionierte Materialien. Diese speziellen Abdichtmassen – in flüssiger oder Mattenform – in Verbindung mit Bändern, Ecken und Manschetten sind bei richtiger Verarbeitung 100% wasserdicht und schützen das Bauwerk vor Wasserschäden in den dafür anfälligen Bereichen.

Sonja Wenisch
Geschäftsführerin
„Wenisch Holz“ Innsbruck

Massive Terrace – das perfekte Terrassensystem mit uneingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten

Nie mehr wieder ölen und immer schön und gepflegt – das Terrassensystem Terrace Massiv macht es möglich. Robust, flexibel und ideal für freie, runde Formen und Poolumrandungen bietet das Produkt ein Höchstmaß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Gleichzeitig sind die Massivdielen äußerst robust und langlebig, ganz ohne Hohlkammern. Die Bretter lassen sich ebenso leicht und präzise zuschneiden wie Holz, sind aber dank des innovativen Holz-Kunststoffverbundwerkstoffes Twinson besonders für geschwungene Formen und stark beanspruchte Flächen im Poolbereich geeignet. Die Umrandung des Pools kann präzise und rund geschnitten werden, so dass kein Abschlussprofil eingesetzt werden muss und ein nahtloser Übergang entsteht. Da die Dielen komplett durchgefärbt sind, hat die Schnittkante die gleiche schöne Farbe wie die Oberfläche.

Für die Verlegung von organischen Formen wurde ein spezieller, drehbarer Clip entwickelt. Dieser ermöglicht eine Montage der Dielen auch ohne rechten Winkel zur Unterkonstruktion. So steht einer freien Verlegung, wie sie besonders bei Poolumrandungen, Gartenwegen oder rund um Beete notwendig ist, nichts mehr im Wege. Die Massivdiele ist außerdem beidseitig verwendbar – eine Oberfläche ist fein geriffelt, die Gegenseite glatt strukturiert.
Selbst auf Balkonen und Dachterrassen ist die Verlegung von Twinson Terrassendielen ein Kinderspiel. Dank der Beschaffenheit des Werkstoffes sind beide Seiten sehr rutschfest, sowie splitter- und spaltfrei. Es stehen acht schöne Naturfarben zur Auswahl, die Farbtöne behalten selbst über einen langen Zeitraum hinweg ihre attraktive Optik. Die Pflegeleichtigkeit des Systems sorgt für hohen Komfort und lange Freude an der Außenanlage mit bis zu 25 Jahren Garantie!

Hans-Josef Fell
war Mitglied des Deutschen Bundestages von 1998 bis 2013 und ist als Buchautor tätig

Kohlenstoffblase,  das neue Schreckgespenst der Weltwirtschaft

Viel schneller als erwartet, wird das Zeitalter des Erdöls zu Ende gehen – nicht aus Mangel an Erdöl, sondern aus Mangel an Finanzkraft und billig gewordenen Erneuerbaren Energien. Die billig zu erschließenden Erdöl- und Erdgasfelder, sowie Kohle- und Urangruben sind längst erschlossen und geben immer weniger Rohstoffe her. Um den Welthunger nach konventionellen Energien zu stillen sind immer höhere Milliardenbeträge für die Erschließung neuer sündteurer Quellen in der Arktis, der Tiefsee, in mit Fracking aufzuschließenden Gesteinen erforderlich.

Doch seit Beginn dieses Jahres beginnt es der Finanzwirtschaft zu dämmern, dass Investitionen in die fossile Energiewirtschaft nur noch Verluste und keine Gewinne mehr bringen. Renommierte Großbanken wie Bank of England oder HSBC warnen vor Kapitalvernichtung bei Investitionen in die fossile Energiewirtschaft und vor einer neuen weltweiten Finanzkrise, der Kohlenstoffblase. Große Finanzinvestoren wie der Norwegische Pensionsfonds oder Warren Buffet ziehen ihre Beteiligungen aus Kohle und Erdöl zurück und beginnen ihre Investitionen in Erneuerbare Energien umzulenken – auch weil Solar und Windenergie heute die billigste Energieerzeugung ist.

Seit Beginn diesen Jahres zeigen sich die ersten Insolvenzen und Massenentlassungen in der US Öl- und Gaswirtschaft. Die dadurch verursachte Verknappung des Ölangebotes wird die Ölpreise wieder auf Rekordniveau treiben, obwohl sie doch gerade erst massiv gefallen sind.

Wer sich wappnen will, ist gut beraten, seinen persönlichen und unternehmerischen Energiebedarf umzustellen. Reduzierung des Energieverbrauches und Umstellung auf Erneuerbare Energien sind die entscheidenden Leitlinien: energetische Gebäudesanierung, eigene Strom- und Wärmeversorgung mit Sonne, Wasser, Wind, Biogas und Erdwärme. Das Auto fährt mit Ökostrom oder Biokraftstoffen aus der Region.

Wer sich jetzt selbst energetisch unabhängig macht, ist gefeit gegen die neue Finanzkrise der Kohlenstoffblase.

Weitere Informationen finden sich online unter www.hans-josef-fell.de.

Foto: wilke Wien

DI Dr. Renate Hammer, MAS
Architektin

 

Was ist Suffizienz?

Wenn wir an die Erreichung der notwendigen signifikanten Aufwandsreduktion beispielsweise von rund 80 % unserer C02-Emissionen durch Effizienzsteigerung bei steigendem Anspruch nicht mehr glauben, stellt sich die Frage nach Suffizienz, – nach dem, was wir wirklich brauchen. Souverän wird sein, wer wenig braucht und von diesem Wenigen einen großen Teil im eigenen Wirkungsbereich herstellen kann (Vgl.: Paech N., Befreiung vom Überfluss, Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, oekom 2012). Damit verbunden ist eine zumindest partielle Reduktion global arbeitsteiliger und finanzialisierter Wertschöpfungsprozesse zugunsten lokaler und regionaler Selbstorganisation.

Was bedeutet Suffizienz konkret für unsere Baukultur? Wissen wir, was wir wirklich brauchen, etwa an Wohnraum, angesichts wesentlicher Verschiebungen im sozialen Gefüge – wie der Entwicklung von Familienverbänden abseits der klassischen Kernfamilie, Single-Dasein im Alter oder erhöhte Arbeitsmobilität? Wie überzogen käme es uns etwa vor, eine Forderung von 12,5 m² Bewegungsfläche im Freien pro Wohneinheit mit Kind zu erheben? Dem gegenüber sind wohnungsbezogene Stellplatzverpflichtungen für Kraftfahrzeuge gesetzliche Normalität und Realität.

Im Sinne der Suffizienz müssen wir unsere tatsächlichen Bedürfnisse charakterisieren und von Ansprüchen unterscheiden. Wir müssen Wohn-, Arbeits- und Mobilitätsbedürfnissen erheben und in entsprechend angemessene baulich, räumliche Konzepte umsetzten. Ein weiteres Kreditnehmen an den Ressourcen der Zukunft stößt an finanzielle, soziale und ökologische Grenzen.

Suffizienz in der Baukultur meint konkret:

•    Anpassung von Raumgrößen an unsere Bedürfnisse
•    Substitution von teurem umbautem Raum durch hochqualitativen Außenraum
•    Nutzung und Wiederverwendung von Brachen und Bestandsimmobilien
•    Reduktion der Siedlungsfläche pro Kopf
•    Lokale Produktion und Versorgung…
•    ...oder ganz allgemein die Kunst, Überflüssiges und Belastendes wegzulassen.

Weiterführende Informationen unter:
www.plattform-baukultur.at/sprecher-koordination/
www.building-research.at

Foto: Foto Hofer Innsbruck

Dr. Andrea Fischer
Glaziologin

Inwiefern beeinflusst der Mensch den Klimawandel?

Dazu muss man als Erstes den Unterschied zwischen Klimaszenarien und Prognosen erklären: Ein Szenario ist das Ergebnis einer Modellrechnung, der bestimmte Annahmen, z.B. über die Zusammensetzung der Atmosphäre und das Ausmaß verschiedener Rückkopplungsmechanismen, zugrunde liegen. Eine Prognose wird aus dem derzeitigen (bekannten) Systemzustand berechnet, und zu den Ergebnissen kann man eine Eintrittswahrscheinlichkeit angeben. Das Wetter ist ein chaotisches dynamisches System, dessen Zustand nie ganz, sondern nur fast genau bekannt ist. Dieser Unterschied zwischen ganz und fast genau vergrößert sich mit der Dauer des Modelllaufes, und schon für Prognosezeiträume von zwei Wochen liegen die vorausgesagten Zustände so weit auseinander, dass fast alles möglich ist. Daher kann es auch keine Klimaprognosen geben, über eine Laufzeit von mehreren Monaten oder Jahren ist das Modell aus physikalischen Gründen nicht treffsicher.

Nun will man aber Szenarien mit mittleren Zuständen eines sich ändernden Systems berechnen. Alle Modelläufe müssen mit Daten geeicht werden, und die Eichfaktoren sind natürlich nur in dem Bereich verlässlich, für den er geeicht wurde. Für einige bekannte Phänomene der Vergangenheit, wie etwa die grüne Sahara oder die Kleine Eiszeit, gibt es noch keine sehr guten Erklärungsmodelle, und sie werden auch in der Numerischen Modellierung nicht gut erfasst. Es scheint also, man hat die natürlichen Ursachen der Klimaschwankungen noch nicht sehr gut im Griff, daher verwundert es mich etwas, dass der Einfluss des Menschen mit der von ihm veränderten Zusammensetzung der Atmosphäre und der Landnutzungsänderung so genau bekannt sein soll. Meines Wissens nach gibt es z.B. kaum Landnutzungskarten größerer Gebiete zwischen 0 und 1700 A.D., geschweige denn Aufzeichnungen über die historischen Emissionen.

Es fragt sich aber auch, ob diese Frage nach der Ursache so wichtig ist. Es ist in jedem Fall, im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft, wichtig, ressourcenschonend zu leben, nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes. Niemand kann Ihnen garantieren, dass ein kleiner persönlicher ökologischer Fußabdruck das Weltklima ändert. Er verbessert aber in jedem Fall Ihre persönliche Lebensqualität, und die unserer Nachfahren.

Weitere Informationen finden sich online unter http://www.andreafischer.at

Albert Lechner
Geschäftsführer
Huter Haustechnik GmbH

 

Das neue Bundes-Energieeffizienzgesetz

Das Gesetz sieht vor, dass der Endenergieverbrauch in Österreich bis zum Jahr 2020 bei einem Wert von 1.100 Petajoule stabilisiert werden soll, wobei es sich dabei um ein indikatives Ziel handelt, das unter gewissen Annahmen (Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, Klima) steht. Gemäß den letzten verfügbaren Zahlen (2012) liegt Österreich derzeit leicht unter diesem Wert, weil der Energieverbrauch in den vergangenen Jahren erfolgreich vom Wachstum entkoppelt werden konnte. Dennoch sind in Zukunft weitere Maßnahmen notwendig, weshalb im Gesetz eine Reduktion um kumulierte 218 Petajoule bis 2020 vorgesehen ist. Durch die Einbeziehung der Energielieferanten sind alle Energieträger umfasst, also über Mineralölhändler und Tankstellen auch der Verkehr.
Was sich noch sehr neu anhört, wird also in Zukunft Unternehmerinnen und Unternehmer betreffen. Konkret sind es Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern (im Erstentwurf 50 Mitarbeitern). Sie müssen ein Energiemanagementsystem/Energieaudit einführen/durchführen, sind aber nicht verpflichtet, Maßnahmen zu setzen. Um den Administrationsaufwand zu reduzieren, erfolgt die Meldung über das Energieaudit nicht durch das Unternehmen, sondern durch den Auditor. Keinerlei Verpflichtung gibt es für kleine und mittlere Unternehmen, wobei freiwillig durchgeführte Energieberatungen und deren Ergebnisse auf die Ziele der Richtlinie angerechnet werden können. Die im Vorjahr vorgesehene Verpflichtung von rund 16.000 Unternehmen über Sektorziele, entfällt einerseits aufgrund des für die Erfassung nötigen bürokratischen Aufwands und andererseits, weil vor allem ETS-Unternehmen aufgrund des Zertifikatehandels und des internationalen Kostendrucks ihre Potenziale oft schon ausgereizt haben.

Laut einer ersten Einschätzung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) konnten gegenüber dem Entwurf des Vorjahres deutliche Verbesserungen erzielt werden:

•    Keine Einsparungsverpflichtung für energieverbrauchende Unternehmen
•     Keine bürokratischen Aufzeichnungspflichten
•     Keine verpflichtenden Energieberatungen für kleine und mittlere Unternehmen
•     Keinerlei Einschränkungen der Förderbarkeit von Beratungen und Investitionsmaßnahmen
•     Keine Ausgleichszahlungen im Falle einer Zielverfehlung
•     Amtliche Meldeverpflichtungen für alle Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern entfallen komplett

Je eher Unternehmer über das neue Gesetz informiert sind, desto früher können Maßnahmen gesetzt werden!

Dr. Klaus Rhomberg
Umweltmediziner

Die Klimaschutzlüge

Als Sachverständiger für Umweltmedizin hat man Kenntnisse über technische Fachbereiche wie Schall, Luftschadstoffe, Erschütternungen, Gerüche oder Klima. Dass der von Menschen verursachte CO2-Anstieg zu einer Erderwärmung führen sollte, war für mich ein nicht näher geprüfter aber akzeptierter Zusammenhang. Bis Mai 2009. Da besuchte ich eine bemerkenswerte Veranstaltung an der Universität Innsbruck, wo die beiden renommierten Professoren Gernot Patzelt (Gletscherforscher) und Bernd Michael Rode (theoretische Chemie) eine etwas andere „unbequeme Wahrheit“ erläuterten. Sie könnten den behaupteten Zusammenhang nicht sehen.

Wenige Wochen vor dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009 platzte die Bombe. Hacker waren in die zentrale Datenbank des IPCC in London eingedrungen und stellten dann über 1000 persönliche Mails der Wetterfrösche ins Internet. Dieser interne Datenverkehr zeigte auf, dass die Geschichte mit CO2 und Klimaerwärmung auf sandigem Grund gebaut ist.

Eine ganz andere Geschichte wird im „Schwarzbuch Öl“ (2005) erzählt. Bezogen auf das Jahr 2004 hatte es in 14% der Schwellen- und Entwicklungsländer kriegerische Auseinandersetzungen gegeben. 62% in jenen Ländern mit Öl und Erdgas und 0,5% in jenen Staaten ohne relevante Bodenschätze. Erdöl würde knapp. Heißt es. Um die letzten Tropfen würden künftig Kriege geführt werden. Diese gewaltsamen Auseinandersetzungen gibt es aber schon seit Anbeginn der Erdölgewinnung.

Es stellt sich hier die interessante Frage, ob Klimaschutz bzw. die Einsparung mineralischer Rohstoffe aus zweifelhaften Gründen etwas anderes ist als ein Überdenken des Energieverbrauchs aus friedenspolitischen Überlegungen. Das CO2-Argument spült über Derivate viel Geld ins Finanzsystem, das Friedensargument reduziert den Geldstrom in die Rüstungsindustrie.

Beide Denkansätze sollen den Ölverbrauch senken. Das gleiche Ziel muss aber nicht das gleich Gute bedeuten, wenn die Begründung für das Handeln so krass unterschiedlich ist.

Foto: Ilvy Rodler

Mag. Angelika Kirchmaier
Gesundheitswissenschafterin
und Diaetologin

Gesünder leben durch regionale Ernährung

Gerade im Lebensmittelbereich sticht Tirol als Feinkostladen heraus. Wir können dank unserer Lage, der Infrastruktur und unseres Klimas auf ein Sammelsurium an hochwertigen Lebensmitteln zurückgreifen. Am Beispiel Fleisch wird deutlich, welchen Vorteil heimische Ware bietet.

Ein günstiges Abo-Schnitzerl, all you can eat im Pizzaladen, ein schnelles Hühnchengericht im Asia-Fastfood-Shop oder die Fleischaktionen pünktlich zum Wochenende. Hauptsache billig, scheint hier das Motto zu sein. Aber was steckt hinter dieser Billigware? Spätestens seit dem Film „We feed the world“ ist klar, dass es sich hierbei um Massenware handelt, mit all ihren gesundheitlichen Nachteilen. Eine wissenschaftliche Studie der Universität für Bodenkultur in Wien bringt es auf den Punkt. Das Fleisch vom z.B. extensiv gehaltenen Tiroler Grauvieh Almochsen ist deutlich gesünder als das Fleisch vom Maststier aus Stallhaltung. Also jenem Rindfleisch, das am häufigsten gekauft wird. Heute stellt sich nicht mehr die Frage nach der Tierart, frei nach dem Motto Huhn ist automatisch gut und Schwein automatisch schlecht, oder „fettarm“ ist gesund und „fettreich“ ungesund, sondern nach den „inneren Werten“, also nach jenen Inhaltsstoffen, die man mit freiem Auge nicht erkennen kann, die aber für unsere Gesundheit von besonderer Bedeutung sind.
Fleisch aus extensiver Tierhaltung gibt es nicht zum Discountpreis. Aber mit ein paar Tipps können auch Spartiger auf ihre Rechnung kommen. Schenken Sie zum Beispiel Nicht-Edelteilen einen Platz in der Küche, wie zum Beispiel den Kalbswangerln, die Metzger oft sogar wegwerfen, da nicht gefragt. Ein Tier besteht nicht nur aus Steak, Schnitzel und Kotelett. Fast überall auf der Welt wird alles gegessen, was das Tier hergibt, nur bei uns hat sich dieser Edelteil-Hype entwickelt.

Als kostengünstige Alternative zu Edelteilen bietet sich auch Faschiertes an. Warum die Hähnchenpfanne nicht einmal mit Faschiertem vom Jahrling zubereiten? Das größte Sparpotenzial liegt in der Quantität. Ein erwachsener Mensch benötigt pro Woche nur ca. zwei Portionen Fleisch, inklusive Wurst, Würstel, Leberkäse etc. um sich gesund zu halten. Wer sich an diese Empfehlung hält, verwöhnt nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seinen Geldbeutel.

Erwin Seidemann
Geschäftsführer
Blumenpark Seidemann
in Kematen

Alles wächst – mit der Natur

„Nach vielen Umstellungen kultivieren wir unsere Pflanzen ausschließlich nach naturnahen Gesichtspunkten. Wir verwenden effektive Mikroorganismen und stellen unsere Pflanzenhilfsstoffe selbst her“, informiert Erwin Seidemann. In seinem Unternehmen verzichtet er seit Längerem auf synthetisch produzierte Pflanzenschutzmittel und Dünger – auch seinen Kunden empfiehlt er die Gartenpflege mit natürlichen Ressourcen. „Wir haben uns zum obersten Ziel gesetzt, auf alle chemischen Pflanzenschutzmittel, Stauchemittel und synthetisch produzierte Dünger zu verzichten.“ Stauchen ist das künstliche Kompakthalten von Blumen und verschiedenen Pflanzen, das Stauchemittel selbst ist zudem giftig für Fische, wenn es über Umwege ins Wasser gelangt.

Die wichtigsten Hilfsstoffe natürlichen Ursprungs und zum Selbstherstellen für den Garten:

Knoblauch: 100 Gramm Knoblauch klein hacken und 24 Stunden in sechs Liter kaltem Wasser  ansetzen, anschließend unverdünnt die Pflanzen gegen Läuse, Spinnmilben, Thripse und Raupen besprühen, bei Bedarf nach fünf Tagen wiederholen. Tipp: Einen Schuss Schnaps beigeben, erhöht die Wirkung!

Ackerschachtelhalm (Zinnkraut): 100 Gramm getrocknetes, gehäckseltes Zinnkraut (wächst am Wegesrand): auf fünf Liter Wasser geben, drei Stunden ansetzen und kurz aufkochen, abkühlen lassen und 1:3 verdünnt gegen Schorf und Mehltau sprühen, auch bei Rosen und Obst, sehr gute Wirksamkeit.

Rhabarberblätterjauche: Rhabarberblätter in Wasser ansetzen und drei bis vier Tage stehen lassen, unverdünnt gegen Schnecken anwenden, vertreibt diese ausgezeichnet! Mit den Mengen ein wenig spielen…

Brennessel: Vier bis fünf Kilogramm frische Brennessel auf 50 Liter ansetzen, drei bis vier Tage stehen lassen und dann unverdünnt ausbringen, auch leicht verdünnt möglich, sehr gut gegen Läuse und zur Pflanzenstärkung.
Und sollte wirklich mal eine Laus beißen, kommen unsere stillen, aber emsigen Helfer zum Einsatz: Nützlinge! Gallmücken gegen Blattläuse, ebenso Florfliegen, dazu noch Raubmilben gegen Thripse und gerne auch Nematoden/Fadenwürmer gegen Trauermückenlarven und Rüsselkäfer.

Foto: Michael Gasser

Baumeisterin
DI Christina Krimbacher

Krimbacher Energieeffiziente Projekte, Expertin für Bauökologie

Ökologie in der Baupraxis

„Als einen der wichtigsten Aspekte sehe ich die Schadstoffvermeidung im Innenraum. Hier unterliegen die zukünftigen Bewohner über viele Jahre den direkten Einflüssen der verbauten Materialien. Gesunde Materialien zu verwenden, finde ich nicht nur für besonders sensible Menschen wie Allergiker wichtig, sondern für jeden von uns, denn die Belastungen im Alltag steigen. Ein gesunder und erholsamer Wohnraum als Rückzugsort ist daher sehr wichtig.
Ein weiterer Punkt sind die Schadstoffe, die während der Verarbeitung der Materialien auftreten können. Hier sind die Handwerker betroffen, die oft tagtäglich mit den gleichen Material arbeiten. Und zuletzt zählt natürlich auch die Auswirkung der Produkte auf unsere Umwelt: ich versuche Produkte und Kombinationen zu vermeiden, die nach dem Gebrauch als Sondermüll entsorgt werden müssen. Hier gilt beispielsweise die Devise „Schrauben statt Kleben“: So können Bauteile nach Gebrauch zerlegt und wieder verwendet, verheizt oder entsorgt werden.

Plastik: Keiner weiß genau, was d’rin ist
„Plastik“ stellt für mich einen Überbegriff dar, der 1000ende von Materialien umfasst. Wenn ich ein Stück Holz anfasse, weiß ich, was ich in der Hand halte. Wenn ich hingegen ein Stück Plastik angreife, weiß ich das nicht. Kurz gesagt: Keiner weiß genau, was genau in Plastik steckt und ob das, was sich drinnen befindet, gefährlich oder völlig unbedenklich ist. Die Tatsache, Kunststoff in meinem Blut zu haben, finde ich gruselig.

Kosten sind oft ausschlaggebend für Kaufentscheidung
Viele Menschen spüren eine natürliche Abneigung gegen „unökologische“ Materialien. Das äußert sich dann in Sätzen wie „Ich will mein Haus aber nicht in ein Plastiksackerln einpacken“, wenn‘s zum Beispiel ums Dämmen geht. Leider sind die Sachzwänge, sprich die Kosten, dann aber oft ausschlaggebend für Kaufentscheidungen. Manche ökologische Materialien sind teurer als Standardprodukte, andere hingegen gar nicht, wie beispielsweise die Zellulose zum Dämmen. Im Innenausbau kann man oft gänzlich kostenneutral ökologische Produkte einsetzen: ein lösemittelfreier Parkettkleber kostet oft exakt dasselbe wie ein stark lösemittelhältiger Kleber. Trotzdem hat die Industrie aus meiner Sicht hier noch ein riesiges Potenzial mehr ökologische leistbare Produkte auf den Markt zu bringen.“

Johannes Rüdisser
Ökologe an der
Universität Innsbruck

 

Vermessene Vielfalt

Die biologische Vielfalt (Biodiversität) auf unserem Planeten ist unheimlich beeindruckend. Sie ist nicht nur ein nahezu unerschöpfliches Feld für faszinierende Beobachtungen und Forschungsvorhaben, sondern letztendlich auch die Grundlage unser aller Existenz! Das Beschreiben dieser Vielfalt mit Hilfe von Zahlen (sogenannten Indikatoren) und Karten, kann helfen, die oft unüberschaubare Vielfalt mess- und erfassbar zu machen. Die Reduktion der natürlichen Vielfalt auf einzelne Zahlenwerte ist aber auch eine Gratwanderung. Werden komplexe Systeme zu sehr vereinfacht, dann können Zusammenhänge sehr leicht übersehen oder falsch verstanden werden.

Tirol beherbergt aufgrund seiner geografischen Besonderheiten besonders viel Biodiversität auf vergleichbar kleinem Raum. So kommen allein in Tirol 2.830 von knapp über 4.000 in Österreich bekannten Schmetterlingsarten vor. Schmetterlinge sind aufgrund ihres attraktiven und unbeschwert wirkenden Erscheinungsbildes sehr beliebt. Viele Schmetterlingsarten reagieren schnell und empfindlich auf sich verändernde Umweltbedingungen. Sie sind so wie viele andere Tier- und Pflanzenarten von der Intensivierung der Landnutzung und sich ändernden Klimabedingungen bedroht.

Da sich Schmetterlinge wie kaum eine andere Tiergruppe als Indikatoren für den Zustand der biologischen Vielfalt einer Region eignen, untersuchen derzeit rund 400 Schüler und Schülerinnen aus ganz Tirol, welche Tagfalter in ihrer Umgebung vorkommen. Sie beteiligen sich mit ihren Klassen am Sparkling-Science-Projekt „Viel-Falter“. Im Projekt „Viel-Falter“ wird untersucht, ob von Laien gesammelte Daten für ein dauerhaftes Tagfalter-Monitoring verwendet werden können. Ist dieser Ansatz erfolgreich, so kann angewandte Natur- und Umweltbildung in idealer Weise mit dem dringend notwendigen systematischen Erheben von Biodiversitätsdaten kombiniert werden. Einige der am Projekt beteiligten Jugendlichen zogen jedenfalls bereits die Konsequenzen aus ihren Beobachtungen: sie begannen damit, in Schul- und Hausgärten Blumenwiesen für Schmetterlinge anzulegen.

Weitere Infos zum Projekt gibt’s unter www.viel-falter.at.