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Alt und Neu in perfekter Harmonie

Titelstory PASSIVHAUSmagazin 2017 - Ausgabe Tirol

  • Hölzer aus den eigenen Wäldern prägen die Atmosphäre. Der alte Hof sollte der Mittelpunkt des Ensembles bleiben. (Fotos: eli/zweiraum.eu)

    Hölzer aus den eigenen Wäldern prägen die Atmosphäre. Der alte Hof sollte der Mittelpunkt des Ensembles bleiben. (Fotos: eli/zweiraum.eu)

  • Alt und Neu in perfekter Harmonie
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Treffen Tradition, Familiengeschichte und das Interesse an modernen Lebens- und Wirtschaftsformen aufeinander, hat der Neubau eines Einfamilienhauses in einem bestehenden Ensemble einen besonderen Stellenwert.

 

(CMS) Das landwirtschaftlich genutzte Anwesen der Familie Steixner nahe der sogenannten „alten Brennerstraße“ ist schon seit etwa 500 Jahren in Familienbesitz. Vor vielen Jahren führte die Römerstraße sogar noch direkt am Haus vorbei. Der wunderschöne alte Hof wurde über die Jahre sorgsam gepflegt und immer wieder behutsam renoviert. Ihm gegenüber stand bis vor Kurzem ein klassischer Sechzigerjahre-Bau mit Garagen und ein paar Zimmern. Gemäß dem Prinzip „Alt weicht Jung“ entschieden sich Martina und Anton Steixner ihrer Tochter den alten Hof als Wohnsitz zu überlassen und sich gegenüber ein modernes, überschaubares Eigenheim zu bauen. Mit viel Voraussicht und Eigeninitiative entstand anstelle des Objektes aus den 60-ern ein moderner Bungalow aus Holz, in dem es sich auch bis ins hohe Alter bequem leben lässt.

Gut geplant ist halb gebaut
Die Sanierungsgedanken zum bestehenden Haus wurden schnell verworfen, da sich sowohl die Bausubstanz, als auch der Grundriss nicht als erhaltenswert und passend erwiesen. Dass ein Neubau aus Holz entwickelt und gebaut werden sollte, war für Familie Steixner von Anfang an klar. Es folgten Erstgespräche mit dem bekannten Holzbauexperten Karl Schafferer aus Navis, der mit reichlich Erfahrung und Können überzeugte. Aufgrund zahlreicher Referenzprojekte im Bereich des Holzbaues entschieden sich die Bauherren für eine Zusammenarbeit mit den Architekten Martin Gamper und Dietmar Ewerz vom teamk2 aus Innsbruck. Vom ersten Gespräch an herrschten gegenseitige Sympathie und vollstes Vertrauen und so konnte es mit den gemeinsamen Entwurfsarbeiten losgehen. Das neue Objekt sollte auf keinen Fall eine Konkurrenz zum altehrwürdigen Hof sein und so ordnet es sich in Dimension und Gestaltung unter, ohne dabei auf seinen eigenen Charakter verzichten zu müssen.
„Wir wünschten uns ein barrierefreies Wohnen auf einer Ebene, ohne übertriebenen Schnickschnack und passend zu unserer Lebens- und Arbeitsweise hier am Land.

Außerdem sollte der kommunikative Küchen-Essbereich möglichst offen und hell werden. Ein Flachdach mit schützendem Vordach war auch eine Vorgabe an unsere Planer“, so Toni Steixner. Ein Holzhaus bedarf einer umfassenden, detailgenauen Planung und so mussten schon vor Baubeginn alle Ausführungs-Schritte exakt zu Papier gebracht werden.

Schlicht und unaufdringlich fügt sich das neue Haus in seine Umgebung ein.

Bauherr Anton Steixner:
„Wir möchten nach bestem
Wissen und Gewissen hier
leben und arbeiten.“

Ein Rundgang durchs Haus
Das neue Haus schmiegt sich an einen Hang und lässt den Blick über das Tal schweifen. Durch die Situierung ist auch das Untergeschoß, welches einen Gästebereich, eine Stube, den Wirtschaftsraum und die Technik beherbergt, von drei Seiten gut mit Tageslicht versorgt. Von dieser Ebene aus kann man über eine großzügige Terrasse in den gepflegten Garten gelangen. Eine Innen- und eine Außentreppe führen hinauf auf das Niveau des Wohngeschoßes.
Hier im Erdgeschoß spielt sich nun hauptsächlich das Familienleben der Steixners ab. Familienmitglieder und Gäste sind im einladenden Koch-Ess-Bereich herzlich willkommen, die geschützte Terrasse wird über die warmen Monate zum zusätzlichen Wohnraum. Das kleine, gemütliche Wohnzimmer mit Ofen und Ofenbank schließt direkt an diesen Bereich an, ist aber ein privater Ort des Rückzugs, an dem man einfach mal ganz für sich sein kann. Neben dem Schlafzimmer mit Schrankraum und Wellnessbad befinden sich auf dieser Ebene auch noch ein Gäste-WC und eine Schleuse, die ein sauberes Betreten des Hauses nach den Tätigkeiten in der Landwirtschaft ermöglicht.

 

Material und Technik
Der Holzmassiv-Bau in Niedrigstenergiebauweise steht auf den massiven Teilen des alten Kellers, welcher natürlich ergänzt wurde. Auch im unteren Geschoß sind alle erdunberührten Teile aus Holz errichtet. Im Herbst 2015 wurde das alte Haus abgebrochen und ein Jahr später schon ins neue Heim eingezogen.
Holz dominiert im Innen- und Außenbereich, wobei diverse Holzarten, je nach Beschaffenheit und Einsatzmöglichkeit, nebeneinander harmonieren.
Energietechnisch gesehen sollten die eigenen Ressourcen möglichst sinnvoll genutzt werden. Das Gebäude wurde also an die eigene Fernwärmeanlage angeschlossen und mit einer Hackschnitzelanlage kombiniert. Die kontrollierte Wohnraumlüftung sorgt ständig für ein behagliches Wohnklima.
 

Eigeninitiative und Eigenproduktion
Neben dem Einsatz vieler einheimischer Profis und Produkte, unter der professionellen Bauaufsicht von Gerhard Peer von Holzbau Schafferer und den Bauherren selbst, wurde ein großer Anteil an Eigenleistung erbracht. Auch das verwendete Holz stammt zum Großteil aus dem eigenen Wald. Die Außenverschalung wurde aus Lärche gemacht, die Böden bestehen aus Eichendielen im Inneren und Föhrenbrettern auf der Terrasse und an den Wänden und Decken strahlt Fichtenholz viel Behaglichkeit aus. Die perfekt ausgeführten Tischlerarbeiten entstanden aus der Hand von Hannes Steixner.
Am großen Esstisch, dem Herzstück des Hauses, wird gegessen und getrunken, gelacht, diskutiert und es werden mitunter auch Geschäfte abgeschlossen.  „Der Umzug aus dem alten Hof war nicht ganz einfach für uns, durch das Mitarbeiten am neuen Haus sind wir jedoch langsam mit dem Projekt in die neue Situation hineingewachsen und fühlen uns heute hier richtig daheim“, erzählt Toni Steixner. „Wir haben durch unser Engagement und das Dabeisein auch viel von den Profis gelernt – so habe ich mir einen Ofen mit großzügiger Bank rundum nicht nur gewünscht, sondern durfte bei dessen Entstehung auch hautnah mit dabei sein.“

 

Rund ums Haus
Ein Leben auf dem Steixner-Hof bedeutet nicht nur wohnen und genießen, sondern vor allem auch viel Arbeit. Die gesamte Familie packt mit an, wenn es um das Versorgen der Wiesen, Wälder und vor allem der Tiere am Hof geht. Die Wertschöpfung im eigenen Land zu unterstützen und selbst zu leben, ist für die Familie oberstes Gebot. Die beiden Wohngebäude sind von diversen Wirtschaftsgebäuden, wie Garagen, Scheunen und Ställen umgeben, welche nach und nach auch auf den neuesten Stand gebracht werden. Der neue Laufstall mit einer Tenne für Bioheu wird demnächst in Angriff genommen. „Ich habe mir während meiner politischen Karriere im Land vieles gewünscht und auch eingefordert – heute möchte ich selbst nach diesen Grundsätzen leben und wirtschaften“, meint Toni Steixner.
Die Saiblingszucht im hausnahen Gewässer ist längst mehr als ein Hobby – die Nachfrage nach den hervorragenden Bio-Fischen ist längst größer als die Kapazitäten. Trotzdem möchten die Steixners nur die Mengen produzieren, die sie auch selbst gut bewerkstelligen können.

Fakten

Wohnnutzfläche: 58,57 m2 ug / 116,46 m2 eg

Außenwand: Massivholzhaus aus Brettsperrholz mit Passivhausfilz bzw. Massivwand (Bestand) gedämmt

Dach: Warmdach: Brettschichtholz+EPS

Fenster: Holz-Alufenster

Heizwärmebedarf: 7,2 kWh/m2a

Heizung/Lüftung: Fernwärme (Hofintern)
und Komfortlüftung

 

BETEILIGTE FIRMEN DES NETZWERKES PASSIVHAUS

PLANENDE GEWERKE

Architektur, Entwurfs- und Eingabeplanung, Polier- und Detailplanung:

teamk2 [architects] ZT GMBH
Martin Gamper
und Dietmar Ewerz
Geschäftsführer
www.teamk2.com