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Starinterview

Die deutsche Pop-Rock-Band „Revolverheld“ im Interview

  • Foto: Benedikt Schnermann

    Foto: Benedikt Schnermann

Bewegen uns zu wenig aus unserer Komfortzone

(lisi) Regionales Essen ist der geäußerte Wunsch der „Revolverhelden“, wenn diese auf Tour sind. Aber nicht nur nachhaltige Produktions- und Konsumformen sind für die deutschen Musiker bedeutend wichtig, auch appellieren die aktiven Umweltschützer in Richtung eines schnellen Atom- oder Kohlestromausstiegs. Im Titelsong des neuen Albums „Zimmer mit Blick“ wagen sich die Musiker an eine kritische Betrachtung der momentanen politischen Situation heran.

Foto: Benedikt Schnermann

Die Band Revolverheld engagiert sich für den Klimaschutz und setzt sich für nachhaltige Konsum- und Produktionsformen ein.

„Erneuerbare Energien sollten von Seiten der Regierung
noch mehr gefördert werden.“

Jakob Sinn (Schlagzeuger Revolverheld)

Ihr seid 2014 bei der „Energiewende-Demo“ in Berlin aufgetreten, um gemeinsam mit 12.000 Demonstranten gegen die Energiepolitik der deutschen Regierung auf die Straßen zu gehen. Was genau läuft – politisch gesehen – aus eurer Sicht falsch?
Jakob Sinn
: (schmunzelt) Das ist eine große Frage. Seit Fukushima weiß ja jeder, dass die Atomenergie nicht die Energiequelle der Zukunft sein kann. Es war ja vorher auch schon bekannt, aber da wurde immer wieder zurückgerudert. Quasi erst durch dieses schreckliche Ereignis wurde klar, dass es in eine andere Richtung gehen muss. Auch die Kohleenergie ist – mit ihrem gravierenden CO2-Austoß – keine Energiequelle der Zukunft. Wir verpassen ja auch immer wieder die Klimaziele, deswegen läuft da einiges schief. Der Druck der Lobby ist massiv, in meinen Augen ist das einfach nicht weit gedacht. Es ist einfach schade, dass nicht mehr in erneuerbare Energien investiert und darauf vertraut wird. Schade ist auch, dass der wirtschaftliche Druck immer wieder entscheidet. Meiner Meinung nach sollten erneuerbare Energien von Seiten der Regierung noch mehr gefördert werden. Im Prinzip weiß ja jeder, dass weder Kohle- noch Atomstrom die Zukunft sein können, deswegen sollte – besser heute als morgen – der Ausstieg erfolgen.

Besonders erwähnt werden sollte, dass ihr für diesen Auftritt keinen Cent an Gage bekommen habt, stimmt das? Und – was genau motiviert vier junge Musiker dazu, sich derart für den Klimaschutz stark zu machen?
Jakob Sinn:
Ja, das stimmt natürlich. Es würde uns auch nicht in den Sinn kommen, für so eine Geschichte Geld anzunehmen. Die Motivation ist, dass wir unsere Stimme (die wir als Musiker haben) für sinnvolle Sachen, wie eben diese Energiewende-Demo oder generell für den Klimawandel/die Energiewende, einsetzen können, das ist uns ein Anliegen. Ich glaube, jeder, der in unserer Position ist, sollte auch Verantwortung und Haltung zeigen und dafür einstehen. Jeder kann – auch im Kleinen – etwas dafür tun.
 

Welche Tipps gebt ihr Konsumenten mit auf den Weg? Welchen Beitrag kann jeder von uns zum Klimaschutz leisten?
Jakob Sinn:
Fahrrad fahren, der Wechsel zu Ökostrom oder einfach das Licht ausschalten, wenn man den Raum verlässt. Wenn wir auf Tour sind, bitten wir zudem, dass wir regionales Essen bekommen, also dass der Apfel nicht drei Mal um die Welt geflogen werden muss, bevor er bei uns auf den Tisch kommt. Regional einkaufen, um den CO2-Ausstoß zu verringern, das kann auch jeder machen. Es geht einfach darum, darauf zu achten, woher die Lebensmittel kommen. Auch stellt sich die Frage, ob alles in Plastik verpackt werden muss, oder können beispielsweise eigene Behältnisse benutzt werden? Das sind kleine Dinge, aber in Summe, wenn jeder mit einem solchen Bewusstsein unterwegs ist, ist der Umwelt geholfen.

Abgesehen von der Teilnahme an der „Energiewende-Demo“ - welche weiteren Klimaschutz-Projekte unterstützt ihr?
Jakob Sinn:
Wir engagieren uns für diverse soziale Projekte, die am Rande mit Klimaschutz zu tun haben. Ein Klimaschutzprojekt, das wir aktuell verfolgen, ist eine Zusammenarbeit mit WWF. Im Rahmen dieser werden wir uns mit den Problemen von Plastikmüll und der damit verbundenen, momentan präsenten Verschmutzung der Weltmeere, auseinandersetzen.

Direkt gefragt: Werdet ihr auch einmal einen klassischen „Umwelt-Song“ in euer musikalisches Repertoire aufnehmen?
Jakob Sinn:
Unser neuer Song ist kein klassischer Umweltsong, aber eine Auseinandersetzung mit der momentanen politischen Situation – in diesem Song spielen diverse Themen eine Rolle. Der Song heißt „Zimmer mit Blick“ und gemeint ist in diesem Fall nicht der Blick vom Hotelzimmer aufs Meer, sondern der Titel steht ein bisschen für  die Komfortzone, aus der wir alle uns derzeit ein bisschen zu wenig bewegen, um am Ende dann – wenn es anders wäre – das große Ganze verändern zu können. Dafür steht das „Zimmer mit Blick“ – das ist der politischste und kritischste Song, den wir je gemacht haben.