News

Philosophie und Architektur im Zusammenspiel

Interview mit Architekt Stefan Behnisch

  • Dipl.Ing. Architekt Stefan Behnisch, geboren in Stuttgart, studierte Philosophie und Volkswirtschaft in München und Architektur an der Universität Karlsruhe.

    Dipl.Ing. Architekt Stefan Behnisch, geboren in Stuttgart, studierte Philosophie und Volkswirtschaft in München und Architektur an der Universität Karlsruhe.

Architekt Stefan Behnisch aus Stuttgart ist nach seinen Studien der Philosophie und der Volkswirtschaft schließlich doch als Architekt in die Fußstapfen seines bekannten Vaters getreten und leitet heute das Büro „Behnisch Architekten“, das weltweit erfolgreich tätig ist

 

(CMS) Zum Thema „Gibt es nachhaltige Architektur“ referierte Architekt Behnisch auf der diesjährigen ZEBA-Fachtagung in Innsbruck. In seiner Funktion als Planer und Gastprofessor an angesehenen Universitäten rund um den Globus, hat sich der umfassend gebildete Architekt intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt und bereits ein große Anzahl an Preisen und Auszeichnungen für seine Projekte erworben. Was ein großer Horizont im Denken und Handeln bewirkt, hat er in einem interessanten Gespräch erzählt.

 

PASSIVHAUSmagazin: Ist Nachhaltigkeit in der Architektur ein Begriff, der für Sie und ihre Projekte erst  in den letzten Jahren zum Thema wurde oder beschäftigen Sie sich seit jeher mit dem gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes?
Stefan Behnisch: Ich sehe den Begriff „Nachhaltigkeit“ grundsätzlich nicht bloß als eine Zahl, wie etwa eine bestimmte Anzahl an Kilowattstunden pro Jahr, die ein Gebäude erreichen muss, um als effizient zu gelten. Ich sehe die Dinge gerne differenziert von allen Seiten und stehe auf dem Standpunkt, dass wir auch die qualitativen Aspekte unserer Bauten betrachten müssen. Jedes Gebäude beeinflusst seine Umwelt in irgendeiner Art und Weise und letztendlich stellt sich die Frage: War es das wert, gebaut worden zu sein? Niemand stellt heute die Energiewende in Frage, das WIE ist jedoch zu diskutieren.


PASSIVHAUSmagazin: Welche Rolle sollen Bewertungskriterien und Standards in der Architektur spielen und was bedeuten Auszeichnungen für Ihre nachhaltigen, energieeffizienten Projekte für Sie persönlich?
Stefan Behnisch: Standards geben eine bestimmte Richtung vor und sind dabei nicht unbedingt innovationsfördernd. Sinnvolle Vorgaben sollten ergebnis- und nicht Methodik-orientiert sein, da Bewertbarkeit noch wichtiger ist als Bemessbarkeit. Die energetische Nutzung in Verbindung mit der städtebaulichen Qualität und der Funktionalität eines Gebäudes machen dessen wahren Wert aus. Preise für nachhaltiges Bauen freuen mich deshalb, weil sie beweisen, dass diese Themen öffentlich bewusst wahrgenommen werden und viele Bauherren und Planer dazu ermutigt werden nachzudenken und ressourcenschonend zu handeln.
 

„Wir sollten uns beim Thema Nachhaltigkeit nicht nur mit Symptomen, sondern viel mehr auch mit Prinzipien beschäftigen. Ressourcen zu schonen ist kein Rückschritt, sondern die Lösung.“
 

PASSIVHAUSmagazin: Wie würden sie die Handschrift von Behnisch Architekten beschreiben und definieren?
Stefan Behnisch: Wir versuchen niemals, unseren Bauherren ein Behnisch Branding aufzudrängen. Jede Aufgabe verdient eine angemessene Lösung und ein Aspekt dabei ist das Thema Nachhaltigkeit. Wir gehen immer vom Individuum aus und versuchen, uns den modernen Anforderungen an ein Gebäude voll und ganz zu stellen. Wichtig erscheint mir auch das ewig fortwährende Lernen und der Mut zu Visionen. Wir leben in einer hochtechnologisierten Zeit und sollten die Möglichkeiten zu unserem Vorteil mit Verstand nützen. Das „intelligente Haus“, welches Formveränderungen zulässt und sich dem Sonnenlicht selbst anpasst, wäre ein Beispiel für eine solche Behnisch-Vision.