Klimatisch Bewegt


Planung von Passivhäusern: Learning by doing

DI Markus Prackwieser, GF der DIN A4 Architektur ZT GmbH, zu Gast am KLIMAtisch

DIN A4 Architektur wurde 1993 gegründet und wird heute von Ihnen und Conrad Messner geführt. Welche Meilensteine – von den Anfängen bis heute - kennt die Firmengeschichte aus Ihrer Sicht?

DI Markus Prackwieser: Wir waren ursprünglich zu viert – und haben schon die HTL in Innsbruck zusammen besucht. Nach dem Architekturstudium haben wir als Absolventen den am Wettbewerb zur Errichtung des Studentenwohnheimes bei der Technik in Innsbruck teilgenommen. Unser Stempelgeber, also der befugte Ziviltechniker, war damals Architekt Hubert Prachensky, bei dem wir zu dieser Zeit alle vier gearbeitet haben. Den besagten Wettbewerb haben wir gewonnen – und somit den Weg in die Selbständigkeit gewagt. 1998 erfolgte der Bau des Congress Centrum Alpbach, 2001 waren wir dann zu dritt. 2006 konnten wir den Wettbewerb Chemie-Uni Innsbruck für uns entscheiden. 2008 haben wir als Generalplaner gemeinsam mit Dieter Mathoi Architekten das Justizzentrum Korneuburg abgewickelt – 2011 wurden aus drei zwei Gesellschafter. Und dabei ist’s geblieben: Vom Wohnbau über kommunale bis hin zu gewerblichen Bauten - wir sind quer durch den architektonischen Gemüsegarten tätig.

„Gute Architektur orientiert sich primär am Nutzerverhalten und bindet die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer sehr stark in den Planungsprozess mit ein.

„Die Zukunft des Bauens liegt in einer zeitgemäßen, individuellen und vor allem ressourcenschonenden Architektur“, heißt es auf Ihrer Homepage. Wie sind Sie mit energieeffizientem Bauen in Berührung gekommen?

DI Markus Prackwieser: Das war mit der Planung des Lodenareals in Innsbruck. „Learning by doing“ – das war das Motto für uns bei der Passivhausplanung. Im Rahmen dieses Projektes haben wir vom Bauträger, der Neuen Heimat Tirol (NHT) und vom gesamten Planungsteam, sehr viel lernen dürfen. Es folgte das O3 für die Olympischen Jugendspiele, bei dessen Planung wir unsere Erfahrung gut einbringen konnten. Ein Projekt dieser Größenordnung im Passivhausstandard zu errichten, war eine schöne Herausforderung. 2008 startete dann die Generalplanung für das Justizzentrum Korneuburg, welches schließlich als erstes zertifiziertes Justizzentrum in Passivhausbauweise ausgezeichnet wurde.

 

Wie lässt sich die Gratwanderung zwischen ästhetischen Ansprüchen und Energieeffizienz Ihrer Meinung nach gut bewerkstelligen?

DI Markus Prackwieser: So wie wir bei DIN A4 planen, sehe ich da kein Hemmnis. Freilich wird es bei futuristischen Glasbauten schwieriger sein, ein Passivhaus umzusetzen. Bei unserem Stil aber, der sich vorwiegend am Nutzerverhalten und daraus resultierend an seiner Funktionalität orientiert, kollidieren ästhetische Ansprüche in keinster Weise mit Energieeffizienz.

 

Welche Erfahrungen können Sie zusammenfassen, wenn es um die Planung und Umsetzung von Großprojekten im Passivhausstandard geht? (zB Justizzentrum Korneuburg, Lodenareal)? Für letzteres hat DIN A4 2014 den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit erhalten.

DI Markus Prackwieser: Da sehe ich eigentlich recht wenige Unterschiede im Vergleich zu „Nicht-Passivhaus-Projekten“. Die Chemie-Uni Innsbruck war zum Beispiel so eines – dabei waren die Anforderung in der Planung aufgrund der Nutzungsvorgaben an das Gebäude sehr, sehr komplex. Grundsätzlich wichtig bei Großprojekten finde ich: eine gute Arbeitsvorbereitung, ein harmonisches Team und fließende Kommunikation zwischen den Vertretern der jeweiligen Gewerke. Beim Lodenareal gab es zum Beispiel einen regelmäßig stattfindenden Jour-Fixe. Das war sehr professionell und hat die Qualität der Ausführungen sehr gesteigert.

 

In welche Richtung wird sich der Passivhausstandard Ihrer Meinung nach entwickeln?

DI Markus Prackwieser: Energieeffizienz beim Bauen und Sanieren marschiert grundsätzlich in die richtige Richtung. Gebäude, die möglichst wenig Energie verbrauchen oder gar noch welche abwerfen, werden sich durchsetzen. Egal ob diese dann Passivhäuser, Niedrigstenergie- oder Null-Energie-Häuser heißen.

 

Welche „größten“ Projekte, Wettbewerbe laufen derzeit bei DIN A4?

DI Markus Prackwieser: Die zweite Baustufe eines Produktionsgebäudes in Innsbruck, die Erweiterung des Congress Centrums Alpbach, „Betreutes Wohnen“ in Sölden und Völs, das Dorfzentrum mit Dorfplatzgestaltung Mils bei Hall und zwei Wohneinheiten für die NHT in Telfs und Jenbach sowie eine Anlage für die ZIMA in Kundl. Alle Projekte sind beinahe Passivhäuser – zumindest Niedrigenergiehäuser.

 

Sie verstärken seit 2015 die IG Passivhaus Tirol. Welche Erwartungen hegen Sie an das Netzwerk?

DI Markus Prackwieser: Ein Netzwerk lebt von gegenseitigem Geben und Nehmen. Da in unserem Team derzeit sehr wenig Zeit bleibt, haben wir bisher gewissermaßen wenig Input geliefert. Von daher kann ich mir keine Großaufträge aus der IG Passivhaus Tirol erwarten. Den größten Vorteil der Mitgliedschaft sehe ich im Informations- und Erfahrungsaustausch bei den diversen Veranstaltungen. Da gibt es laufend News zu Themen wie Passivhaus-Komponenten oder auch zur Haustechnik. Man ist einfach auf dem Laufenden – und das ist gut so.

Vielen Dank für das Gespräch!