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„Netzwerken bringt’s!“

Die Allgäuer Passivhaus-Profis Herz & Lang im Doppel-Interview

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Dipl.-Ing.(FH) Dieter Herz, Dipl.-Ing.(FH) Florian Lang
Geschäftsführer, Herz & Lang GmbH

Ritzensonnenhalb 5a, D-87480 Weitnau
Tel.: +49 (0)8375 / 921133-0
info@herz-lang.com
www.herz-lang.com

(mek) Ihre Arbeit ist gekennzeichnet von Energieeffizienz mit Herz – und das schon lange. Die international tätigen Allgäuer Passivhaus-Planer Dieter Herz und Florian Lang erinnern sich an die Anfänge ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit und gewähren Einblicke in ihr Erfolgsrezeptbuch. Wichtige Zutaten dabei sind integrales Planen und Netzwerken.

„Ihr geltet heute als echte Experten im Bereich des energiesparenden Bauens. Wann und womit hat euer Zugang zu diesem Thema begonnen? Wie habt ihr beide Euch gefunden?"

Dieter Herz: Als Holzingenieur habe ich mich Ende der 1990er-Jahre selbständig gemacht. Florian hat bei meinem damaligen Arbeitgeber, einem Ingenieurholzbauer, als Student („Holzbau- Ausbau“ in Rosenheim) ein Praktikum absolviert. Nach dem Studium kam er gleich als Partner zu mir ins Ingenieurbüro für Holzbau. Ab 2002 gab es die Herz & Lang GbR, seit 2007 die Herz & Lang GmbH mit dem Zusatz „Die Planer für energieeffizientes Bauen“. Heute zählt unser Team 15 MitarbeiterInnen an drei Standorten. Inhaltlich verbunden hat uns stets das gemeinsame, ausgeprägte Interesse an Energieeffizienz. Das Thema „Passivhaus“ hat uns beide von Anfang an fasziniert.

Wie seid ihr zu Passivhäusern gekommen? Die Skepsis der Kritiker muss damals ja noch viel weiter verbreitet gewesen sein…

Florian Lang: Die Idee war Mitte der 1990er-Jahre schon da. Wir hatten durch unsere Vorreiterrolle stetig Anfragen von Bauherren. Das erste Passivhaus für einen Privaten entstammt dem Jahre 1998. Es war das erste in Bayern und der Bauherr hat lange Zeit danach noch Weihnachts-Mails geschickt, in denen er sich für den Wohnkomfort bedankt hat. Und seine anhaltende Faszination darüber ausgedrückt, dass sein Gebäude quasi mit Weihnachtskerzen zu beheizen ist. Skeptiker hatten damals teils dieselben Argumente wie heute noch. Grundsätzlich aber hatten Passivhaus-Bauherren damals mehr Pioniercharakter. Und das Vertrauensverhältnis zum Planer/Ausführenden war ein anderes. Schließlich gab es einfach noch nicht so viel Erfahrung mit Passivhäusern. Es gibt nach wie vor kein besseres und nachhaltigeres Konzept weder im Neubau, noch in der Sanierung!

 

Wie ging Eure Geschichte weiter?

Dieter Herz: Das war eine Entwicklung, die mit den Projekten gekommen ist. Und mit ihnen unser Know-How für qualitätsgesicherte Passivhäuser, das uns schließlich ins Consulting von großen Projekten gebracht hat. Stationen waren unter anderem der erste Kindergarten im Passivhausstandard Deutschlands in Lindau im Jahr 2002. Dann eine zertifizierte Wohnanlage in Aalen/Baden-Württemberg 2003, gefolgt vom ersten zertifizierten Kindergarten der Stadt Kempten 2006. Und schließlich das Lodenareal in Innsbruck, dem damals weltweit größten Wohnbauprojekt mit Passivhauszertifizierung

 

Das Lodenareal markiert also einen Meilenstein in Eurer Firmengeschichte?

Florian Lang: Auf jeden Fall. Das war der definitive Sprung in die „Groß-Projekte“ und ins Passivhaus-Consulting. Das Lodenareal in Innsbruck gilt als Musterbeispiel für integrales Planen. Hier hat sich auch die Struktur der Neuen Heimat Tirol (NHT), Projekte zu organisieren, ideal bewährt.

Dieter Herz: Genau. Und das wiederum heißt miteinander zu planen – von Anfang bis zum Ende. Wichtig ist, das Ziel genau zu definieren sowie Planung und Ausführung klar umzusetzen. Dann stimmt die Qualität. Ein Passivhaus ist immer als Gesamtergebnis zu bilanzieren: wirtschaftlich, energetisch - eines von Hülle, Technik und vor allem auch als Teamgeist aller Beteiligten. Das Lodenareal ist nach wie vor das weltweit beste Passivhaus im Wohnbau.

 

Ihr bewegt Euch sehr erfolgreich auf der Passivhaus-Consulting-Bühne – auch mit internationalen Projekten. Wer führt bei Euch Regie? Oder anders gefragt: Wer macht was bei Euch?

Dieter Herz: Grundsätzlich jeder das, was er am besten kann. Die GmbH halten wir zu gleichen Anteilen. Ich, als der Ältere, bin mit meinen Kontakten mehr der Netzwerker und in der Akquise tätig.

Florian Lang: Und ich eher im Consulting und in den Projekt-Details. Auch die Passivhaus-Zertifizierungen begleite ich. Außerdem leben wir in unseren unternehmerischen Entscheidungen das Vier-Augen-Prinzip. Das hat sich bisher als sehr stimmig erwiesen.

 

Stichwort „Netzwerken“: Welche Rolle schreibt Ihr der IG Passivhaus Tirol in der Verbreitung des Passivhauses als Baustandard (nach PHI) zu?

Dieter Herz: Wir investieren bei Herz & Lang in Summe jährlich 4.000 Euro in Netzwerke aller Art und sind Mitglieder bei Passivhaus-Interessengemeinschaften in Deutschland, in Südtirol im Piemont, in Frankreich, in England und neuerdings auch in den USA. Das mit Abstand aktivste ist aber die IG Passivhaus Tirol! Ihr Erfolg zeigt sich unter anderem in der außerordentlich hohen Dichte an Passivhaus-Projekten in Tirol. Und wir Mitglieder profitieren alle davon! Wenn ich im Ausland Vorträge halte, werde ich im Übrigen oftmals als Tiroler angesehen. Dieses Jahr gab es wieder Einladungen nach New York und nach Vancouver zu den Passivhaustagungen, natürlich mit Tiroler Projekten im Gepäck!

Florian Lang: Da kann ich nur beipflichten. Netzwerken bringt’s! Das Beispiel Lodenareal, dessen Bauträger die NH, die IG Passivhaus Tirol ja auch verstärkt, zeigt: Die Tiroler Passivhaus-Projekte sind weltweit bekannt. Netzwerken zählt bei uns auch zur Unternehmensphilosophie. Vielleicht auch bedingt durch den Anspruch, den das Passivhaus stellt: Alleine geht’s halt nicht.

 

Das Passiv-Kunstmuseum Ravensburg gehört zu den fünf Finalisten des europäischen Architekturpreises, Mies van der Rohe 2015. Unlängst habt Ihr den Österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit fürs staatliche Passivhausprojekt Korneuburg gewonnen. Was bedeuten Euch diese Auszeichnungen?

Dieter Herz: Sie sind eine schöne Bestätigung, dass sich energieeffiziente Passivhäuser und tolle Architektur sehr wohl vertragen. Genau diese Verknüpfung - und mit ihr der Erfolg der integralen Planung im Team leistungsfähiger Akteure - wird prämiert.

Florian Lang: Die Auszeichnungen sind wichtige Zeichen dafür, welches Potenzial im Passivhauskonzept steckt.

Vielen Dank fürs Gespräch!