Klimatisch Bewegt


„Nachhaltigkeit muss im Grundgesetz verankert sein“

Schauspieler Hannes Jaenicke engagiert sich für den Umweltschutz

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Foto: © Marco Justus Schöler

(lisi) Hannes Jaenicke ist nicht nur ein bekannter Schauspieler, auch hat er sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Umweltaktivist gemacht. Bereits seit 2006 dreht der Schauspieler auch Filme zu Themen wie dem Artensterben, der Umweltzerstörung oder dem Klimawandel. Im Interview mit dem PASSIVhausmagazin spart er nicht mit Kritik – „Nachhaltigkeit“ sollte als Schulfach eingeführt werden, auch sieht er in der Einführung einer CO2-Steuer eine Notwendigkeit. Zur Sprache kommen aber auch die zahlreichen Erfolge, die Hannes Jaenicke durch seine diversen Umweltinitiativen schon erfahren durfte.

Sie sind von Beruf Schauspieler und engagieren sich privat für verschiedene Umweltschutzthemen. Welche Themen sind Ihnen als Umweltaktivist besonders wichtig und warum setzen Sie sich dafür ein?
Hannes Jaenicke: Die wichtigsten Themen in Bezug auf Umweltschutz scheinen mir die Untätigkeit der Politik, die Rücksichtslosigkeit und die Profitgier der Industrie sowie die Bequemlichkeit des Endverbrauchers zu sein. Deshalb drehe ich seit 2006 Dokumentarfilme über Artensterben, Umweltzerstörung und Klimawandel.

Auch sind Sie Autor – mit Ihrem zweiten Buch „Die große Volksverarsche. Wie Industrie und Medien uns zum Narren halten“ führten Sie die Spiegel-Bestsellerliste an und kritisieren darin unter anderem die Pharmaindustrie, auch Banken, Politik und die Medien. Was läuft Ihrer Meinung nach falsch in unserer Gesellschaft?
Hannes Jaenicke:
Die Liste ist zu lang für ein Interview. Die Hauptprobleme sind wie oben angesprochen der Lobbyismus, die Jagd nach Rendite, das Desinteresse seitens der Politik und das von uns Konsumenten.

Warum stehen Sie der Studie des deutschen Umweltministeriums kritisch gegenüber, dass sich Emissionen um ein Drittel verringert haben?
Hannes Jaenicke:
Weil das klassischer Greenwash ist, dank Werner Boote in Österreich 'Die grüne Lüge' genannt. Der CO2-Ausstoß steigt auch in Deutschland nachweislich weiter an, genauso wie weltweit die Meeresspiegel, die Temperaturen und das Artensterben.

„Der größte Teil unseres Plastikmülls wird unsachgemäß entsorgt und landet irgendwann im Meer. – Nachhaltigkeit muss in allen Schulen ab der 1. Klasse als Pflichtfach eigeführt werden.“

Was muss sich in Umweltbelangen aus Ihrer Sicht in den Köpfen der Menschen ändern? Wie kann langfristig gesehen eine Klimaschutzstrategie erfolgreich sein?
Hannes Jaenicke:
Nachhaltigkeit muss im Grundgesetz verankert und in allen Schulen ab der 1. Klasse als Pflichtfach eingeführt werden. Und was wir am dringendsten brauchen, ist eine CO2-Steuer, denn sonst bleibt die vielbeschworene De-Karbonisierung eine leere Phrase.

Für besonderes Aufsehen haben Sie gesorgt, als Sie gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe eine Petition gestartet haben und Bundeskanzlerin Angela Merkel darin aufgefordert haben, endlich etwas gegen die Vermüllung der Meere zu unternehmen. Was haben Deutschland oder ein Binnenland wie Österreich mit dem Plastikmüll im Meer zu tun?
Hannes Jaenicke:
Der größte Teil unseres Plastikmülls wird nicht recycelt, sondern verbrannt oder unsachgemäß und umweltschädlich entsorgt und landet so irgendwann im Meer. Und solange Mikroplastik, z.B. in Kosmetikprodukten, nicht verboten wird, gelangt es direkt ins Wassersystem und damit automatisch ins Meer.

Sie haben die Unterschriftenliste anschließend der Bundeskanzlerin übergeben und um ein Gespräch gebeten. Was ist dabei herausgekommen?
Hannes Jaenicke:
Absolut nichts. Außer dem tiefschürfenden Satz von Angela Merkel, dass das Plastikproblem ja irgendwann Thema beim G-20-Gipfel sein soll.

Neben dieser Petition gegen eine ozeanische Verschmutzung haben Sie schon zahlreiche Umweltinitiativen durchgeführt. Was waren Ihre persönlich größten Erfolge dabei?
Hannes Jaenicke:
Dass mit Hilfe unserer Doku über Haie, Meeresverschmutzung und Überfischung in zahlreichen Ländern ein Finning-Verbot erlassen wurde. Und dass mehrere Lebensmittel-Ketten seitdem keine Hai-Produkte mehr verkaufen. Ein weiterer Erfolg dürfte gewesen sein, dass der Circus Krone mich wegen meiner Aktivitäten für ein Wildtier-Verbot in Zirkussen verklagt hat. Das zeigt, dass diese Form des „Entertainments“ und der Tierquälerei hoffentlich irgendwann aufhört.