Klimatisch Bewegt


Der Klimawandel und seine Folgen

Der Klimaexperte Prof. Dr. Stefan Rahmstorf über die Entstehung und die Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt.

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Foto: Astrid Eckert

Prof. Dr. Stefan Rahmstorf (Institute of Physics and Astronomy, Universität Potsdam) beobachtet und analysiert seit vielen Jahren die Entstehung und Auswirkungen des Klimawandels und gilt weltweit als Experte zu diesem Thema. 

Der Klimawandel ist kein rein akademisches Problem, sondern hat große und  handfeste Auswirkungen auf die Menschen, für viele ist er sogar eine Bedrohung für Leib und Leben. Gegenmaßnahmen erfordern erhebliche Investitionen. Deshalb ist es noch wichtiger als in den meisten anderen  Bereichen der  Wissenschaft, immer wieder die  Belastbarkeit der gegenwärtigen Kenntnisse zu hinterfragen und die verbleibenden Unsicherheiten zu beleuchten.

Der sogenannte Klimawandel begann bereits im Jahre 1843. Worauf beruhen nun die Erkenntnisse der Klimatologen? Viele Menschen glauben, dass die Bedrohung durch den globalen Klimawandel eine theoretische Möglichkeit ist, die sich aus unsicheren Modellberechnungen ergibt. Gegenüber solchen Modellrechnungen haben sie ein verständliches Misstrauen – schließlich ist ein Klimamodell für den Laien undurchschaubar und seine Verlässlichkeit kaum einzuschätzen. Manch einer glaubt gar, wenn die Computermodelle fehlerhaft sind, dann gibt es vielleicht gar keinen Grund zur Sorge über den Klimawandel.

Dies trifft jedoch nicht zu. Stefan Rahmstorf hat auch einige Bücher zum Thema geschrieben.


Der Klimawandel ist eine Tatsache

„Die wesentlichen Folgerungen über den Klimawandel beruhen auf Messdaten und elementarem physikalischen Verständnis. Modelle sind wichtig und erlauben es, viele Aspekte des Klimawandels detailliert durchzurechnen. 

Doch auch wenn es gar keine Klimamodelle gäbe, würden Klimatologen vor dem anthropogenen Klimawandel warnen. Der Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre ist eine gemessene Tatsache, die selbst Skeptiker nicht anzweifeln. Auch die Tatsache, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, ergibt sich unmittelbar aus Daten – aus den Daten unserer Nutzung der fossilen Energien – und unabhängig davon nochmals aus Isotopenmessungen. Wie außerordentlich dieser Anstieg ist, zeigen die Daten aus den antarktischen Eisbohrkernen. Niemals, zumindest seit fast einer Million Jahren, war die CO2-Konzentration auch nur annähernd so hoch, wie sie in den letzten hundert Jahren geklettert ist.

Die erwärmende Wirkung des CO2 auf das Klima wiederum ist seit mehr als hundert  Jahren akzeptierte Wissenschaft. Die Strahlungswirkung des CO2 ist im Labor vermessen, der Strahlungstransfer in der Atmosphäre ein bestens bekannter, ständig bei Satellitenmessungen verwendeter  Aspekt der Physik. 

 

Die durch den Treibhauseffekt erwartete Zunahme der an der Erdoberfläche ankommenden langwelligen Strahlung wurde 2004 durch Messungen des Schweizer Strahlungsmessnetzes belegt. Über die Störung des Strahlungshaushaltes  unseres Planeten durch den Menschen kann es daher – man möchte hinzufügen: leider – keinen Zweifel geben.“

„Die Tatsache, dass das Klima sich derzeit bereits verändert, ergibt sich direkt aus Messungen.“

Wie stark reagiert das Klimasystem auf diese Störungen

„Auch die Tatsache, dass das Klima sich derzeit bereits verändert, ergibt sich direkt aus Messungen – die Jahre 2016, 2017 und 2015 waren laut der meteorologischen Weltorganisation WMO in Genf die drei global wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Die Gletscher gehen weltweit zurück und Proxy-Daten zeigen, dass das Klima im ersten Jahrzehnt des 

21. Jahrhunderts wahrscheinlich so warm war wie nie zuvor seit mindestens tausend Jahren. Ohne detaillierte Klimamodelle wären wir etwas weniger sicher und wir könnten die Folgen weniger gut abschätzen – aber auch ohne diese Modelle würde alle Evidenz sehr stark darauf hindeuten, dass der Mensch durch seine Emissionen von CO2 und anderen Gasen im Begriff ist, das Klima einschneidend zu verändern.“


Einige generelle Fakten zur globalen Erwärmung

Wesentliche Kernaussagen der Klimaforschung wurden in den letzten Jahrzehnten so gut bestätigt, dass sie heute von Klimaforschern allgemein als Tatsachen akzeptiert sind. Zu diesen Kernaussagen gehören die Folgenden:

1.
Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre ist seit ca. 1850 stark angestiegen, von dem für Warmzeiten seit mindestens 700000 Jahren typischen Wert von 280 ppm auf inzwischen 380 ppm.

2.
Für diesen Anstieg ist der Mensch verantwortlich, in erster Linie durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, in zweiter Linie durch Abholzung von Wäldern.

3.
CO2 ist ein klimawirksames Gas, das den Strahlungshaushalt der Erde verändert: Ein Anstieg der Konzentration führt zu einer Erwärmung der oberflächennahen Temperaturen. Verdoppelt sich der CO2-Gehalt der Luft, steigt die globale Mitteltemperatur um 2 bis 4°C an (der wahrscheinlichste Wert beträgt ca. 3°C).

4.
Seit 1900 stieg die globale Temperatur um rund 0,8°C. Die Temperaturen der abgelaufenen zehn Jahre waren global die wärmsten seit Beginn der Messungen im 19. Jahrhundert und wahrscheinlich seit mindestens einem Jahrtausend.

5.
Der überwiegende Teil dieser Erwärmung ist auf die gestiegene Konzentration von CO2 und anderen anthropogenen Gasen zurückzuführen.