Klimatisch Bewegt


Architekturgespräch

Im Gespräch mit einem „Allrounder”, dem planenden Baumeister und Mediator Gerald Horak

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Planender Baumeister, Mediator und
Geschäftsführer von VIVERO-Haus, Gerald Horak

(CMS) Nach begonnenem Betriebswirtschafts- und Informatikstudium landete Gerald Horak aus Amstetten schließlich bei der Architektur. Heute als planender Baumeister und ausgebildeter Mediator tätig, ließen ihn sein spannender Berufsweg und prägende Begegnungen vor beinahe zwanzig Jahren erstmals auf das Thema Passivhaus stoßen. Aus der Idee des energieeffizienten Bauens in ganz reduzierter Weise wurde vor einigen Jahren das „VIVERO-Haus” – das Fertighaus aus dem Mostviertel – geboren. VIVERO-Häuser sind Einfamilienhäuser mit ganz individuellen Zielsetzungen. Sie können um einen Fixpreis angeboten und innerhalb kürzester Zeit realisiert werden. Die sehr schlicht gehaltenen Häuser werden allen zeitlosen, funktionellen Ansprüchen auf Dauer gerecht, sind in ihrer technischen Funktionalität am Puls der Zeit und ihre „Kleider”, also Fassaden, sind quasi wie eine dritte Haut – frei wähl- und jederzeit austauschbar.

 

Wie kamen Sie in jungen Jahren mit Architektur in Berührung und in welcher Art und Weise begannen Sie Ihren Weg als Planer?
Gerald Horak:
„In meiner Jugend hat meine Mutter wie ein Visionär einmal zu mir gesagt: ‚Ich glaub´, Architekt wär´ das Richtige für dich.‘ Ich bin aber dann doch vorerst beim Studium der Betriebswirtschaft und Informatik gelandet, welches ich auch selbst finanziert habe. Die Studienrichtung Informatik ist mir auf meinem Weg immer wieder sehr zugute gekommen – ich habe beispielsweise die Gebührenordnung für Architekten programmiert. Mein Talent in dieser Richtung hat aber mein Herz nie richtig zum Klopfen gebracht. Erst eine Bekanntschaft aus dem Bereich der Architektur hat mich dieser Thematik nähergebracht und ich habe begonnen, in Wien Architektur zu studieren.
Aus familiären Gründen habe ich aber kurz vor dem Abschluss abgebrochen und als Projektleiter in einem Architekturbüro gearbeitet.
Nach dem Bundesheer war mir klar, dass ich unbedingt selbstständig arbeiten möchte – daraufhin habe ich mich dann mit einem Architekten zusammengetan und mit ihm gemeinsam in einem Büro mit 20 Beschäftigten Architektur- bzw. Kulturprojekte umgesetzt und auch eine Landesausstellung organisiert.“

„Beim Bauen geht´s um Beziehungen”

Wann kam das Thema „Energieeffizientes Bauen“ in Ihr Leben und auf welche Weise haben Sie sich damit auseinandergesetzt?”
Gerald Horak:
„Die Bürogemeinschaft von damals hat sich nach erfolgreichen Jahren aufgelöst und ich bin im Jahre 1998 über den Haustechnik-Experten Michael Schalk zum Thema „Passivhaus“ gekommen. 1999 haben wir dann das erste Passivhaus gebaut, wobei die Technologien natürlich noch lange nicht so ausgereift waren wie heute. Damals sind auch die ersten Lichtlenkungs-Theorien aufgekommen und das habe ich ungemein spannend gefunden. Zu unserem Glück ist zur richtigen Zeit der richtige Kunde an uns herangetreten, der ein „energieautarkes” Haus haben wollte. In unserer jugendlichen Naivität haben wir ja gesagt und uns an dieses Experiment gewagt. Das war eigentlich ein kleineres Projekt, das wir neben unseren größeren Aufträgen rein aus Interesse durchgezogen haben.“

 

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag heute aus und wie kamen Sie auf die Marke VIVERO-Haus?
Gerald Horak:
„Heute setze ich in meinem 3-Frau/Mann-Büro Objekte in kleinerem Stil um. Wir arbeiten an individuell geplanten Objekten wie auch an unseren VIVERO-Häusern. Vor einigen Jahren habe ich für mich erkannt, dass dieser ganze Bereich des Ein- und Mehrfamilienhausbaues eigentlich auch in Richtung Fixpreis gehen kann und muss. Wenn man nämlich ehrlich ist, kann man bei einem Vorentwurf immer nur Kostenschätzungen abgeben. Die Bauherren wollen heute aber sowohl Zeit- als auch Fixpreisgarantien und das hat mich schließlich zur Bauträgerprüfung gebracht. Zur gleichen Zeit bin ich außerdem Mitglied im BNI-Netzwerk geworden und hatte damit gleich die notwendigen Partner aus der Region zur Umsetzung meiner Ideen an der Hand – ein mittlerweile eingespieltes Team von Unternehmen, das sich mit mir gemeinsam darauf eingelassen hat. Alle kennen sich und ihre Arbeitsweisen, können sich aufeinander verlassen und daher ein Haus viel schneller bauen als andere - und das zum Fixpreis. Das war quasi der Startschuss für das VIVERO-Haus. Wir von Horak Architectura betreuen das VIVERO-Haus als Marke. Es gibt entweder fertige Modell-Häuser oder wir entwickeln gemeinsam mit dem Kunden ein individuelles Objekt. Die Bedürfnisse der Bauherren stehen dabei immer an erster Stelle. Im Grunde genommen sind es luftdichte Holz-Riegel-Bauten, wobei eines unserer Projekte kürzlich sogar mit einer Klimaaktiv-Prämierung in Gold ausgezeichnet wurde – mit 984 Punkten eines der besten Ergebnisse in Österreich!
Wir errichten Objekte mit einem ökologischen Aufbau und einer Verkleidung ganz individuell nach Wunsch; meist mit einer Luft-Wärme-Pumpe, Lüftungs- und einer Photovoltaikanlage. Die Häuser sind alle sehr reduziert – der einfache Kubus mit viel Aussicht ist mir das Liebste.”


Wie beschreiben Sie Ihre Beziehung zu den Kunden und was ist Ihnen bei der Planung besonders wichtig?
Gerald Horak:
„Wichtig ist mir, ganz genau zu hinterfragen, was jemand wirklich braucht und was nicht und die Familien noch vor der Planung im Willensbildungsprozess zu begleiten. Viele Kunden treten erst in diesem Gespräch mit ihren Bedürfnissen in Kontakt. Meine Ausbildung zum Mediator eröffnet mir natürlich noch einen ganz anderen, sehr wichtigen Zugang zum Bauen. Nach etwa einer Stunde Gespräch weiß ich bei den Interessenten, welche ihrer Sinne am stärksten ausgeprägt sind, kann mir ein klares Bild ihrer individuellen Bedürfnisse machen und vor allem feststellen, was für wen am besten passen könnte. In erster Linie geht es um das Zuhören und in zweiter Linie um die Beziehungen im Haus. Der Tisch beispielsweise ist immer im Zentrum – er nimmt die wichtigste Rolle im Haus ein, weil sich die gesamte Familie an ihm trifft, Geschichte entsteht, gestritten, geliebt und diskutiert wird.  Der Verkehrsfluss führt immer an ihm vorbei. Auch die Beziehungen zwischen dem Innen und Außen sind sehr wichtig. Das extrovertierte Wohnen ist im Moment das Gebot der Stunde – die Leute wollen wissen, was draußen passiert und brauchen im Allgemeinen nur kleine Rückzugsbereiche. Und außerdem sind die Beziehung der Bauherren zueinander, zwischen und zu den Professionisten unglaublich entscheidend. Fixe, regionale Firmen, die gut zusammenarbeiten, sind daher von großem Vorteil. Die Begeisterung aller Beteiligten springt dann quasi auf die zukünftigen Bewohner über und die guten Vibes auf der Baustelle fließen ins Haus mit ein.